Wasserschosser

Was tun, wenn nach dem Schnitt in der Krone meterlange Gerten, sogenannte “Wasserschosser”, entstehen?

Kennen Sie diese Sagen von Drachen oder Schlangen, denen der Held den Kopf abschlägt und schon wachsen zwei nach? So ähnlich verhält sich manchmal auch ein Baum. Denn nach einem Schnitt hat der Baum für eine gewisse Zeit das Gefühl, dass seine Kronengröße nicht mehr im ausgeglichenen, harmonischen Verhältnis zu seiner Wurzelgröße ist. Deshalb versucht er, den Kronenverlust durch starken Neu-Austrieb (Wasserschosser) auszugleichen. Das Verkehrteste, was man jetzt tun kann: die Wasserschosser schön an der Ansatzstelle wegschneiden. Zum Entsetzen eines jeden, der schon mal versucht hat, gegen Wasserschosser anzuschneiden, entstehen dadurch nur an jeder Schnittstelle etwa 2 neue Wasserschosser. 

Übrigens: Besonders Birnen neigen zu diesem Verhalten. Auch die Bekämpfung der »gefürchteten« Wasserschosser hat etwas »Sagenhaftes«. Denn der Held hat zwei Möglichkeiten: entweder die wissende, kluge Taktik oder die Verwandlung von »böse« in »gut«. 

Die kluge Taktik:
Jeder fingerdicke, mannshohe Wasserschosser hat im Juni, spätestens Ende August als unscheinbarer, handhoher grüner, weicher Trieb angefangen. Mit den Monaten ist er verholzt und treibt erst im Frühjahr wieder neu aus. Deshalb kann man im   Sommer (spätestens im August) nach den kleinen Trieben, den jungen Wasserschossern in spe Ausschau halten. Mit der Hand im Gartenhandschuh, kann man ihn an der Wurzel (Ansatzstelle) packen und ganz beherzt abreißen. Man entfernt so auch den sich entwickelnden Astring, aus dem später neue Triebe herauswachsen. Die kleine Schlitzwunde, die beim Herausreißen entsteht, verschließt der Baum rasch wieder von selbst. Für den Fall das durch das Einreißen der Rinde bis Stamm einmal eine tiefere Wunde entsteht, empfiehlt es sich diese mit einem Baumwachs wie z. B. Tervanol Wundbalsam aus der Dr. Stähler Gartenapotheke zu verschließen. So ist gesichert, dass keine Krankheitserreger in die Wunde eindringen und den Baum schädigen.

Die Verwandlung:
Etwa die Hälfte des unerwünschten Zuwachses wegschneiden (Wasserschosser, die nach innen wachsen, die sehr steil stehen oder ein Duo, das einem Punkt entspringt). Die andere Hälfte stehen lassen, bis der Baum im Mai Saft führt. Die Gerten sind jetzt biegsam und können waagerecht gestellt und leicht befestigt werden. Einfach die Gerten unter andere Äste klemmen und mit einer Kordel leicht festbinden. Die »Kraft« des Baumes geht in diese waagerechten Zweige, bildet hier Kurztriebe und Blüten, und die unnützen Wasserschosser können in der Folge in wertvolles Fruchtholz umgewandelt werden. Lassen Sie sich daher nicht verunsichern, wenn Ihr für ein Jahr etwas komisch aussehender Obstbaum vom Nachbarn belächelt wird.

 

 

 

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